Keyboarderforum by Musiker Lanze

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Harley Benton RB-612

Mr.Tyros

Extremer Schreiberling
Der ein oder andere wird es schon bemerkt haben:
Ich lasse mich wenig von Warnungen und Ratschlägen zu billigen Instrumenten beeinflussen, sondern gebe auch diesen Produkten eine faire Chance.
Vor kurzem hatte ich das Glück, mal einen, wie ich finde, sehr schönen Vertreter der "gut und günstig"-Kategorie für ein paar Tage zum testen bei mir zu haben, die RB-612 von der Thomann-Eigenmarke Harley Benton!

Die RB-612 ist eine 12-saitige E-Gitarre, welche von Optik, Aufmachung und Lackierung her sehr stark an Rickenbacker erinnert.
12-Saiter-E-Gitarren gibt es bei weitem nicht so verbreitet, wie "normale" 6-Saiter, von daher ist es schon mal interessant, dass man hier für knapp 230€ durchaus brauchbares findet.

Wie das große Vorbild, ist auch die RB-612 in Semi-Hollow-Bauweise gefertigt, besteht also nicht aus einem massiven Stück Holz. Ein Schallloch, ähnlich wie beim großen Vorbild, macht optisch einen guten Eindruck. Der gesamte Korpus ist aus Sapele, also einer Art Mahagoni gefertigt und in Cherry Sunburst gehalten, der Hals ist eingeleimt, besteht aus Ahorn und einem Griffbrett aus Amaranth mit Dot-Inlays auf 22 Bünde mit einer Mensur von ca. 63cm. Mit einer Sattelbreite von 48mm und einem C-Profil kommt diese Gitarre einer akustischen 12-Saiter recht nahe.
Ein weißes Schlagbrett aus Kunststoff rundet die bekannte Ricky-Optik ab, wobei am Kunststoff eindeutig noch Grate vom Fräsen vorhanden sind, diese kann man aber ohne viel Arbeit abschleifen!

12-String-E-Gitarre-Harley-Benton-RB-612-CS.jpg

Da 12-Saiter noch plenibler gestimmt werden müssen (da der Klang ansonsten, sry, echt Grütze klingt), ist eine gute Hardware nötig, ansonsten wird das stimmen ein wahres Pain in the A**. Hier finden wir DieCast-Mechaniken, also im Druckgussverfahren gekapselte Mechaniken (durch die Verkapselung ist der Wartungsaufwand geringer), dessen Hersteller ich aber nicht ermitteln konnte.
Aber, egal wer diese Teile zuliefert, hat eine gute Arbeit geleistet, denn die Stimmung hielt sich über den Testzeitraum stabil und hat auch ein angenehmes Gefühl, man hat eine deutlich bessere Kontrolle über das Verhalten der Saite, im Vergleich zu anderen, billigeren Kopien!

Gegenstück zur den Mechaniken stellt ein Tune-O-Matic- Steg mit Tailpiece aus dem Hause Casino dar, dieser Hersteller beliefert u.a. auch Epiphone.

Als Tonabnehmer hat man hier 2 Mini-Classic-Humbucker von Artec (kenn ich nicht), ansonsten ist die Schaltung exakt so, wie man es von Les Paul Modellen kennt:
2 Volumenpotis, 2 Tonepotis und einen 3-Wege Toggle.
Die Potis arbeiten dabei sehr smooth und haben über den gesamten Regelweg Einfluss, schneiden also nicht nur auf einer kurzen Strecke den Ton ab, während der Rest nur noch drehen ist! Dies ist man von Instrumenten in dieser Preislage eher selten gewohnt!

Zum Thema Klang:
Eine 12-Saiter klingt einfach komplett anders, als Vertreter mit der halben Saitenanzahl. Sie klingen viel voller, breiter und ganz ohne Effekte stellt sich durch eine geringe Verstimmung gegeneinander ein leichter Chorus-Effekt ein.
Etwas überrascht war ich über den für Humbucker geringen Output. Im Vergleich zu meiner Paula mit SH2 und TB5 (Seymour Duncan) ist der Output sehr viel geringer, dass ich mein Pedalboard erstmal komplett anders einstellen musste.
Ich möchte direkt anmerken, dass ich die Gitarre nicht verzerrt getestet habe, dafür hab ich andere Streitrösser im Studio.

Aber doch kann der Klang überzeugen, er ist, wenn die Stimmung perfekt eingestellt ist, sehr klar, offen und breit, ohne zusätzliche Effekte wie Reverb und Chorus bin ich wirklich sehr erstaunt, wie viel Sound man für 230€ bekommen kann!

Fazit:

230€ für eine E-Gitarre, welche die Königsdisziplin, nämlich 12 Saiten, abbildet, klingt zunächst surreal. Und auch wenn Harley Benton nicht die hochwertigste Gitarrenmarke ist, so kann man die RB 612 durchaus als "brauchbar" empfehlen. Bei meinem Testmodell waren die Bünde vernünftig verarbeitet und der Hals gut eingestellt, ob dies bereits im Vorfeld schon erledigt wurde oder out of the box kommt, kann ich nicht sagen, da das gute Stück bereits 2 Wochen vorher im Bandkontext gespielt wurde.
Aber selbst wenn hier, wie einige Berichte sagen, etwas unsauber gearbeitet wurde, so lohnt es sich sehr, hier noch ein wenig nachzubessern oder machen zu lassen. Denn Optik und Materialien überzeugen und bilden eine solide Basis, um das Instrument noch ein wenig zu verbessern!
Die verwendete Hardware ist in meinen Augen dem Preis angemessen, wer will, tauscht die Mechaniken noch mal aus, wobei mir aktuell kein 12-er Satz bekannt ist. Für alle, die ein wenig Rücksicht auf den Preis nehmen, können aber erstmal mit der vorhandenen Technik was anfangen. Auch die Pickups können erstmal drin bleiben, die tun ihren Job, aber jeder Stahlverbieger hat eh "seine" Picks, von daher sei gesagt:
Wer sie austauschen will, soll´s tun, aber nötig ist´s nicht!

+ Günstiger Preis
+ Ansprechende Optik
+ Gute Materialien und Hardware
+ Stimmstabil
+ Semi-Hollow
+ Einfache Elektrik, 1:1 Les Paul
+ Angenehm bespielbar
+ offener, breiter Klang

- Output der verwendeten PU´s gering
- bedarf ein klein wenig Nacharbeit (entgraten, Einstellung)
 
Hi !

Danke für den Bericht. Man günstige Instrumente sind garnicht so verkehrt. Du hast den Punkt "Stimmstabilität" angesprochen. Wie sieht es mit der Bundreinheit aus ?
Das ist ja immer so ein Knackpunkt bei den günstigeren Instrumenten.

Gruß/Peter
 
Hi !

Danke für den Bericht. Man günstige Instrumente sind garnicht so verkehrt. Du hast den Punkt "Stimmstabilität" angesprochen. Wie sieht es mit der Bundreinheit aus ?
Das ist ja immer so ein Knackpunkt bei den günstigeren Instrumenten.

Gruß/Peter


Die Bundreinheit war, so zumindest mein Empfinden, sehr zufriedenstellend. Da die Gitarre einem Musikerfreund gehört und er diese schon 2 Wochen gespielt hat, kann ich keine Auskunft geben, ob es von Anfang an so war, oder ob noch mal nachgeholfen wurde.
Beim Test mit dem Stimmgerät habe ich auf jeden Fall sehr vergleichbare Ergebnisse mit meinem Paula-Klon von Vintage festgestellt, von daher würde ich mal sagen, dass sie dem Preis angemessen vorhanden ist :hihi:

Da ich bei 12-Saiter immer das doppelte Grauen mit Stimmen habe, habe ich hier ganz besonders geachtet, ob sich durch Mechanik und Co was verstellt, aber auch härterer Einsatz (Mal ordentlich auf die Saiten scheppern ^^) hat die Stimmung nicht arg verändert, die paar Cent sind ohne Tuner kaum zu hören bzw. finde ich eine minimale Schwebung nicht verkehrt.

Man wird sicherlich das ein oder andere über einen längeren Zeitraum beobachten und bearbeiten müssen, aber für das, was das Teil kostet, kann man da echt nicht mosern, wenn ich etwas liquider bin, werde ich mir wahrscheinlich eine eigene gönnen :cool:
 
Hi !

Danke für die Rückmeldung. Das klingt mal nicht so schlecht. Wenn man den Preis sieht, da gibt es bei anderen Herstellern gerade mal einen feuchten Händedruck dafür.

Gruß/Peter :-)
 
Das Problem bei diesen billigen HB Dingern ist die breite Spanne zwischen ganz ok und völlig unbrauchbar. Die Hälse sind oft fette Prügel...wie'n Baseballschläger. Wenn man ein gutes Exemplar mit wenigen Verarbeitungsfehlern und halbwegs stimmstabilen Mechaniken erwischt, dann hat man Schwein gehabt. Aber das ist wirklich ein eher seltener Glückstreffer. Für die großen Musikhäuser sind das Mitnahmeartikel und da gibt's halt nur eine oberflächliche Qualitätskontrolle. Wenn man dann mit einem akzeptablen Sound spielen will, kann man meistens noch einen PU-Wechsel mit einrechnen.
 
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