M
Mr.Tyros
Guest
Ist schon etwas länger her, dass ich die Roland Jupiter-Serie mal angetestet habe. Nun hingegen habe ich mir den kleineren davon, den Jupiter 50, zugelegt und auch einige neue Infos und Eindrücke bekommen können.
Ob die Kiste was taugt, gucken wir uns also heute nochmal im Detail an.
Roland hat mit der Fantom-Serie eine Workstation auf dem Mark etabliert, welche sich ein Kopf an Kopf Rennen mit dem MOTIF und der Triton-Reihe geliefert hat, letztlich war es immer der Anwender, der alle Vorteile aus den jeweiligen Instrumenten gesehen hat.
Nach dem Fantom G war vorerst Schluss, bis der Jupiter 80 auf den Markt kam, welcher zwar innerlich exakt das war, was ein Fantom damals ausmachte, optisch aber einige Jahrzehnte zurück ging und sich am Jupiter 8 orientierte.
Optisch war die Kiste ganz "eigen", tief in sich drin aber noch das, was sie sein wollte: Eine vollwertige Workstation.
Der Jupiter 50 ist die kleinere Ausgabe davon.
Mit 76 Tasten ist er genau so gut bestückt, wie sein großer Bruder und bietet ausreichend Platz auf der Tastatur, ist aber trotzdem durch die verwendeten Materialien äußerst rückenfreundlich und leichter als mein Tyros 4.
Mit einer Oberfläche aus gebürstetem Aluminium macht er optisch mit den ganzen bunten Buttons einiges her, ist aber auch nicht so empfindlich wie Plastik.

(Schleichwerbung: Der Aufkleber am T4 ist Werbung vom Wasserskipark meiner Freundin)
Die Bedienung erfolgt fast durchgehend über die Bedienoberfläche, welche sich in klare Bereiche gliedert und sich nahezu selbst erklärt.
Neben dem D-Beam-Controller und einem Lautstärke-Regler (MASTER) samt Reverb-Hauptschalter finden wir noch 2 Controller, welche werksseitig mit Filter-Setup belegt sind aber frei programmiert werden können!
Die Struktur des JP50 baut auf dem so genannten "LiveSet" auf, dies sind Klänge, welche aus bis zu 4 Tones bestehen. Im so genannten MANUAL-Modus lässt sich ein LiveSet auf der gesamten Tastatur frei spielen, sofern werksseitig noch nicht alle 4 Tones belegt wurden, können weitere hinzu geschaltet werden, z.B. der obligatorische Streicherteppich eines Klaviers. Welche Tones das sind ist frei wählbar, ebenso das Mapping dieser!
Die Auswahl der LiveSets erfolgt über farbige Tasten in der Mitte des Instruments

Durch Doppelklick auf eine Taste wird das Menü aufgerufen, aus dem die dazugehörigen Sounds ausgewählt werden. Über die Pfeiltasten links und rechts können weitere Unterkategorien angewählt werden. Zum Sound kommen wir gleich noch mal.
Neben dem LiveSet gibt es die Möglichkeit, einen Lower und einen Solo-Sound einzustellen. Wird die Tastatur dabei nicht gesplittet, werden alle 3 Parts übereinander gelayert. Ein und ausschalten sowie die einzelne Lautstärke der Parts kann direkt auf der Bedienoberfläche eingestellt werden!
Natürlich ist es auch möglich, einen Solo-Sound über die ganze Tastatur zu spielen usw.
Mehr als 3 Parts können aber nicht generiert werden.
Der Klang baut auf der SuperNatural! Erzeugung auf, die u.a. im Integra, in den Digitalpianos und in vielen weiteren Instrumenten arbeitet. Dies ermöglicht es, Klänge nicht nur auf Basis einer Waveform zu generieren, sondern tiefgehend in die Erzeugung einzugreifen, z.B. lassen sich Saitenresonanzen separat regeln, Synthesizer tiefgehend editieren und weitere Parameter ändern.
Akustische Pianos profitieren hier sehr! Sehr klare und dynamische Pianos eignen sich ideal für alle Art der Musik, nicht zu aufdringlich, nicht zu detaillos.
E-Pianos besitzen von Haus aus schon ordentlich Druck und Schmutz, sind also out of the box direkt für jegliche Umsetzungen parat und setzen sich durch, ohne künstlich oder steril zu wirken.
Bei den Orgeln scheiden sich die Geister bei mir. Es gibt ein paar tolle Tonewheel und Combo-Orgeln, Zugriegel lassen sich ziehen, aber gerade im Bereich klassische Orgel ist es schade, dass hier nicht auf Material aus der Fantom-Serie zurückgegriffen wurde. Daher ist hier "brauchbar" ein angebrachtes Wort.
Bässe hingegen hat Roland wieder gut abgebildet, egal ob Akustische oder Elektrische, Synthetische Bässe, alle klingen gut, realistisch und haben genügend Punch.
Bei Gitarren sieht die Welt ein wenig anders aus. Hier haben wir ein paar nette Presets, welche dann aber auch wirklich zu dem besten zählen, was ein Keyboard an solchen Sounds liefert, ansonsten sind gerade verzerrte Gitarren sehr... dürftig. Auch die Auswahl an Cleanen E-Gitarren ist etwas mau, aber das, was da ist, ist von vernünftiger Qualität.
Synth-Strings und Pads hingegen sind eine Stärke des JP50, denn hier hört man richtig alte, ja nahezu analoge Wärme und Teppiche aller Color, welche es in anderen Instrumenten in dieser Menge und Art nicht gibt. Auch Bells klingen sehr nach vergangenen Zeiten!
Synth-Leads und -Brasses hauen ebenfalls um! In dieser Tiefe und mit diesem alten 80er Charme findet man diese Sounds nur schwer. Viele Signature-Sounds, darunter auch das "Crockett's Theme"-Preset (in Verbindung mit dem DX7 damals), warten nur darauf ausprobiert zu werden.
Der Trend geht dabei back to the roots, die Sounds eignen sich eher für Musik der 80er anstatt von Chart-tauglichem Zeugs.
Für Freunde der 80´s ist der JP50 also schon mal mehr als nur eine Überlegung wert!
Streicher klingen ebenfalls authentisch und bieten viele Nuancen, welche über die 2 Taster umgeschaltet werden können, verschiedene Spielweisen oder Artikulationen. Nicht so steril wie bei Yamaha, nicht so druckvoll wie bei Kurzweil, sondern dezent und unauffällig, sodass sie sich ideal in eine Kreation einmischen können und trotzdem noch realistisch klingen.
Akustische Brasses, Saxophone und Woodwinds klingen ebenfalls durch die Bank weg gut, es gibt ein paar sehr starke und tolle Sounds, es gibt auch welche, die nun nicht wirklich vom Hocker hauen, aber der Durchschnitt aus allem ist positiv und durchaus vorzeigbar.
Alle anderen Sounds, welcher keiner klaren Kategorie angehören, findet man unter OTHER, darunter auch richtig fette Poly-Synth-Sounds.
Die komplette Einstellung aller Sounds kann in einer von 16 Registrationen abgelegt werden und ist dann direkt startklar

Theoretisch sollen es mehr als 16 Plätze geben, ich hab´s nicht rausgefunden wie es geht.
Die Bedienung geht anfangs etwas stockend voran, insbesondere das Editieren auf dem kleinen Bildschirm erweist sich als etwas unkomfortabel. Wer sich eigene Sounds aus bestehenden Waves machen möchte, muss sich also auf ein wenig Anstrengung einstellen.
Es gab eine App für iOS Geräte, welche aber nicht mehr zum Download steht, über diese ließe es sich am iPad ganz bequem einstellen mit größerem Bildschirm und direkter Übersicht.
Auch lassen sich nicht alle Sounds direkt im LiveSet anwählen, sodass viele Klänge erst dann "entdeckt" werden, wenn man z.B. einen Solo-Sound auf die ganze Tastatur packt und dann die Settings durchgeht.
Ein Audio-Rekorder hält fertiges direkt auf dem USB Stick fest, ansonsten gibt es hier keinen Sequenzer, keinen Sampler und keinen StudioMode mit 16 Parts.
Fazit:
Der JP50 ist eine recht beschnittene gute Soundquelle. Mit seinem leichten Gewicht und der großen Tastatur ist er ideal als Erweiterung zu einem bestehenden Setup geeignet, allerdings darf man nicht zu viel erwarten, denn es stehen "nur" 3 Parts zur Verfügung, einen Sequenzer gibt es nicht.
Dafür sind die Sounds richtig gut, gerade die synthetischen Klänge bringen direktes 80er Feeling nach Hause und auf die Bühne.
Für Fans dieser Musikära ist der JP50 eine tolle Quelle an inspirierenden Sounds und liefert trotzdem noch sinnvolle Features mit.
Die Verarbeitung ist hochwertig, die Sounds stimmen, aber die Zielgruppe ist hier eine sehr spezielle. Wer sich um analoge Sounds der 80er kümmern möchte, aber ansonsten keine Workstation-Features benötigt, kann hier einen zuverlässigen Partner finden.
Für die, die auf der Bühne ein Komplettpaket suchen, ist der Jupiter 80 eine bessere Wahl, diese liefert viel mehr Umfang.
+ Retro-Design
+ Robuste Bauweise, dennoch handlich
+ Synthetische Klänge und Pianos erstklassig
+ Soundqualität sehr hochwertig
+ Main und Sub-Ausgang mit freiem Routing
+ Schnelle Auswahl der Sounds
- Kein Multi-Mode mit 16 Parts
- Manche Sounds nicht jedem Part zuweisbar
- externes Netzteil
Ob die Kiste was taugt, gucken wir uns also heute nochmal im Detail an.
Roland hat mit der Fantom-Serie eine Workstation auf dem Mark etabliert, welche sich ein Kopf an Kopf Rennen mit dem MOTIF und der Triton-Reihe geliefert hat, letztlich war es immer der Anwender, der alle Vorteile aus den jeweiligen Instrumenten gesehen hat.
Nach dem Fantom G war vorerst Schluss, bis der Jupiter 80 auf den Markt kam, welcher zwar innerlich exakt das war, was ein Fantom damals ausmachte, optisch aber einige Jahrzehnte zurück ging und sich am Jupiter 8 orientierte.
Optisch war die Kiste ganz "eigen", tief in sich drin aber noch das, was sie sein wollte: Eine vollwertige Workstation.
Der Jupiter 50 ist die kleinere Ausgabe davon.
Mit 76 Tasten ist er genau so gut bestückt, wie sein großer Bruder und bietet ausreichend Platz auf der Tastatur, ist aber trotzdem durch die verwendeten Materialien äußerst rückenfreundlich und leichter als mein Tyros 4.
Mit einer Oberfläche aus gebürstetem Aluminium macht er optisch mit den ganzen bunten Buttons einiges her, ist aber auch nicht so empfindlich wie Plastik.

(Schleichwerbung: Der Aufkleber am T4 ist Werbung vom Wasserskipark meiner Freundin)
Die Bedienung erfolgt fast durchgehend über die Bedienoberfläche, welche sich in klare Bereiche gliedert und sich nahezu selbst erklärt.
Neben dem D-Beam-Controller und einem Lautstärke-Regler (MASTER) samt Reverb-Hauptschalter finden wir noch 2 Controller, welche werksseitig mit Filter-Setup belegt sind aber frei programmiert werden können!
Die Struktur des JP50 baut auf dem so genannten "LiveSet" auf, dies sind Klänge, welche aus bis zu 4 Tones bestehen. Im so genannten MANUAL-Modus lässt sich ein LiveSet auf der gesamten Tastatur frei spielen, sofern werksseitig noch nicht alle 4 Tones belegt wurden, können weitere hinzu geschaltet werden, z.B. der obligatorische Streicherteppich eines Klaviers. Welche Tones das sind ist frei wählbar, ebenso das Mapping dieser!
Die Auswahl der LiveSets erfolgt über farbige Tasten in der Mitte des Instruments

Durch Doppelklick auf eine Taste wird das Menü aufgerufen, aus dem die dazugehörigen Sounds ausgewählt werden. Über die Pfeiltasten links und rechts können weitere Unterkategorien angewählt werden. Zum Sound kommen wir gleich noch mal.
Neben dem LiveSet gibt es die Möglichkeit, einen Lower und einen Solo-Sound einzustellen. Wird die Tastatur dabei nicht gesplittet, werden alle 3 Parts übereinander gelayert. Ein und ausschalten sowie die einzelne Lautstärke der Parts kann direkt auf der Bedienoberfläche eingestellt werden!
Natürlich ist es auch möglich, einen Solo-Sound über die ganze Tastatur zu spielen usw.
Mehr als 3 Parts können aber nicht generiert werden.
Der Klang baut auf der SuperNatural! Erzeugung auf, die u.a. im Integra, in den Digitalpianos und in vielen weiteren Instrumenten arbeitet. Dies ermöglicht es, Klänge nicht nur auf Basis einer Waveform zu generieren, sondern tiefgehend in die Erzeugung einzugreifen, z.B. lassen sich Saitenresonanzen separat regeln, Synthesizer tiefgehend editieren und weitere Parameter ändern.
Akustische Pianos profitieren hier sehr! Sehr klare und dynamische Pianos eignen sich ideal für alle Art der Musik, nicht zu aufdringlich, nicht zu detaillos.
E-Pianos besitzen von Haus aus schon ordentlich Druck und Schmutz, sind also out of the box direkt für jegliche Umsetzungen parat und setzen sich durch, ohne künstlich oder steril zu wirken.
Bei den Orgeln scheiden sich die Geister bei mir. Es gibt ein paar tolle Tonewheel und Combo-Orgeln, Zugriegel lassen sich ziehen, aber gerade im Bereich klassische Orgel ist es schade, dass hier nicht auf Material aus der Fantom-Serie zurückgegriffen wurde. Daher ist hier "brauchbar" ein angebrachtes Wort.
Bässe hingegen hat Roland wieder gut abgebildet, egal ob Akustische oder Elektrische, Synthetische Bässe, alle klingen gut, realistisch und haben genügend Punch.
Bei Gitarren sieht die Welt ein wenig anders aus. Hier haben wir ein paar nette Presets, welche dann aber auch wirklich zu dem besten zählen, was ein Keyboard an solchen Sounds liefert, ansonsten sind gerade verzerrte Gitarren sehr... dürftig. Auch die Auswahl an Cleanen E-Gitarren ist etwas mau, aber das, was da ist, ist von vernünftiger Qualität.
Synth-Strings und Pads hingegen sind eine Stärke des JP50, denn hier hört man richtig alte, ja nahezu analoge Wärme und Teppiche aller Color, welche es in anderen Instrumenten in dieser Menge und Art nicht gibt. Auch Bells klingen sehr nach vergangenen Zeiten!
Synth-Leads und -Brasses hauen ebenfalls um! In dieser Tiefe und mit diesem alten 80er Charme findet man diese Sounds nur schwer. Viele Signature-Sounds, darunter auch das "Crockett's Theme"-Preset (in Verbindung mit dem DX7 damals), warten nur darauf ausprobiert zu werden.
Der Trend geht dabei back to the roots, die Sounds eignen sich eher für Musik der 80er anstatt von Chart-tauglichem Zeugs.
Für Freunde der 80´s ist der JP50 also schon mal mehr als nur eine Überlegung wert!
Streicher klingen ebenfalls authentisch und bieten viele Nuancen, welche über die 2 Taster umgeschaltet werden können, verschiedene Spielweisen oder Artikulationen. Nicht so steril wie bei Yamaha, nicht so druckvoll wie bei Kurzweil, sondern dezent und unauffällig, sodass sie sich ideal in eine Kreation einmischen können und trotzdem noch realistisch klingen.
Akustische Brasses, Saxophone und Woodwinds klingen ebenfalls durch die Bank weg gut, es gibt ein paar sehr starke und tolle Sounds, es gibt auch welche, die nun nicht wirklich vom Hocker hauen, aber der Durchschnitt aus allem ist positiv und durchaus vorzeigbar.
Alle anderen Sounds, welcher keiner klaren Kategorie angehören, findet man unter OTHER, darunter auch richtig fette Poly-Synth-Sounds.
Die komplette Einstellung aller Sounds kann in einer von 16 Registrationen abgelegt werden und ist dann direkt startklar

Theoretisch sollen es mehr als 16 Plätze geben, ich hab´s nicht rausgefunden wie es geht.
Die Bedienung geht anfangs etwas stockend voran, insbesondere das Editieren auf dem kleinen Bildschirm erweist sich als etwas unkomfortabel. Wer sich eigene Sounds aus bestehenden Waves machen möchte, muss sich also auf ein wenig Anstrengung einstellen.
Es gab eine App für iOS Geräte, welche aber nicht mehr zum Download steht, über diese ließe es sich am iPad ganz bequem einstellen mit größerem Bildschirm und direkter Übersicht.
Auch lassen sich nicht alle Sounds direkt im LiveSet anwählen, sodass viele Klänge erst dann "entdeckt" werden, wenn man z.B. einen Solo-Sound auf die ganze Tastatur packt und dann die Settings durchgeht.
Ein Audio-Rekorder hält fertiges direkt auf dem USB Stick fest, ansonsten gibt es hier keinen Sequenzer, keinen Sampler und keinen StudioMode mit 16 Parts.
Fazit:
Der JP50 ist eine recht beschnittene gute Soundquelle. Mit seinem leichten Gewicht und der großen Tastatur ist er ideal als Erweiterung zu einem bestehenden Setup geeignet, allerdings darf man nicht zu viel erwarten, denn es stehen "nur" 3 Parts zur Verfügung, einen Sequenzer gibt es nicht.
Dafür sind die Sounds richtig gut, gerade die synthetischen Klänge bringen direktes 80er Feeling nach Hause und auf die Bühne.
Für Fans dieser Musikära ist der JP50 eine tolle Quelle an inspirierenden Sounds und liefert trotzdem noch sinnvolle Features mit.
Die Verarbeitung ist hochwertig, die Sounds stimmen, aber die Zielgruppe ist hier eine sehr spezielle. Wer sich um analoge Sounds der 80er kümmern möchte, aber ansonsten keine Workstation-Features benötigt, kann hier einen zuverlässigen Partner finden.
Für die, die auf der Bühne ein Komplettpaket suchen, ist der Jupiter 80 eine bessere Wahl, diese liefert viel mehr Umfang.
+ Retro-Design
+ Robuste Bauweise, dennoch handlich
+ Synthetische Klänge und Pianos erstklassig
+ Soundqualität sehr hochwertig
+ Main und Sub-Ausgang mit freiem Routing
+ Schnelle Auswahl der Sounds
- Kein Multi-Mode mit 16 Parts
- Manche Sounds nicht jedem Part zuweisbar
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