Keyboarderforum by Musiker Lanze

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Yamaha MODX

Mr.Tyros

Extremer Schreiberling
Ich bin ja schon einige Jahre hier aktiv und wer mich kennt, weiß, dass ich gaaaanz früher Besitzer eines MOTIF XF7 war, der vom Sound her zwar toll war, mich aber nie wirklich komplett abgeholt hat.
Dass Yamaha den Montage als Nachfolger und den MODX als kleinere Version dessen herausgebracht hat, muss ich wohl niemandem erzählen.

Seit einiger Zeit habe ich ihn nun hier, den MODX7 und nun soll es mal meinen Eindruck der Kiste geben.

Gleich vorneweg: Ich gehe nicht tief ins Detail, was die Sound-Engines angeht und auch Dinge wie Aufnahmen werde ich nicht beleuchten, denn ich nutze die Kiste ausschließlich als Sound-Quelle.

Der MODX ist die, wie eingangs erwähnt, kleinere Ausgabe des Topmodells Montage, welche es aber auch, der Tradition folgend, in 3 Versionen gibt. MODX6 mit 61, MODX7 mit 76 und MODX8 mit 88 Tasten, wobei letztere Version gewichtet ist.
Direkt ein Wort zum Thema Tastatur: Sie ist vernünftig! Kein gaggeliges Gewackel, wie Yamaha es einst in ihren günstigeren Kisten verbaut hat, allerdings auch nicht so perfekt, wie z.B. eine FSX-Tastatur eines MOTIF oder Tyros. So ist z.B. ein recht ungenaues Feedback des Druckpunkts vorhanden. Bei anderen Tastaturen merkt man einfach direkt, wann der Punkt kommt, ab dem die Taste auslöst. Die Tastatur des MODX ist keinesfalls schlecht, aber ich tue mich mit dem nuancierten Piano-Spiel doch etwas schwer.
Zudem verfügt der MODX über kein Aftertouch.

Generell ist der MODX sehr sinnvoll entschlackt und verjüngt worden, eine große Anzahl an Tastern auf dem Bedienfeld z.B. sind komplett verschwunden. So gibt es keine Category und Bank-Taster, Parts lassen sich nicht via Buttons Solo oder Mute schalten, alle Funktionen sind jedoch nach wie vor vorhanden, jedoch ausschließlich über den Touchscreen erreichbar.
Ich finde diesen Kompromiss in Ordnung, denn dem Workflow schadet es kaum, wer es denn unbedingt bräuchte, wäre dann beim Montage besser aufgehoben.

Auch wurde die Polyphonie der FM-X-Engine, welche mit ihren 8 Operatoren FM-Sounds erstellen kann, reduziert.
Für alle, die den Sound eines Montage suchen und auf diese kleinen Dinge verzichten können, können also schon mal aufatmen.

Der MODX gibt sich erstaunlich kompakt und leicht, die 76-Tasten-Version schafft es auf gerade mal 7,5 Kilo! Teilweise kommen MIDI-Keyboards auf mehr Gewicht!
Die Ersparnis kommt durch das verwendete Kunststoff-Gehäuse, welches bei weitem nicht so robust ist, wie das eines Montage, man muss also aufpassen.
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Überhaupt macht der Kunststoff an einigen Stellen den Anschein, als wäre aus Recycling-Material, was in aktuellen Zeiten definitiv nicht verkehrt ist!
Von der Verarbeitung her bin ich also schon mal happy.

Genau so happy bin ich über den Sound, denn hier sind alle Setups aus dem großen Montage vorhanden, zudem ist der MODX 100% kompatibel zum MOTIF XF-Format, es können also dort erstellte Daten 1:1 in den MODX geladen werden.
Via Converter können sogar auf einem Yamaha DX7 erstellte Sounds konvertiert und dann im Instrument verwendet werden, ein in sich sehr leistungsstarkes und doch kompaktes System!
Für Fans der DAW befände sich noch Cubase AI im Lieferumfang, es lassen sich aber auch gängige Programme wie Ableton oder Logic ansteuern, im DAW-Remote-Modus schaltet der MODX sogar über seine Bedienelemente Funktionen in der DAW um, für Studio-Enthusiasten ist das einfach großartig! Der Sound der DAW kann übrigens auch via USB zum Instrument zurückgeschickt und von dort abgenommen werden, es fungiert also auch als komplettes Audio-Interface, selbst ein externes Signal kann eingeschleift werden.
Es ist jedoch nicht möglich, zeitgleich MIDI via MIDI und USB zu übertragen, man muss sich für eins entscheiden, Schade!

Der MODX verfügt nicht über die Möglichkeit, Samples im Gerät aufzunehmen, sehr wohl aber, z.B. .wav-Daten zu importieren und dann auf die Tastatur zu legen.
Vom Sound her habe ich nichts zu meckern, durch die Bank weg sind für jeden Geschmack Sounds zu haben, wirklich neues gibt es im Bereich FM, Pipe-Organs und Synthesizer zu vermelden.
FM-Sounds erleben eine neue Blüte und so findet man hier echt schöne Sounds, die mich ein bisschen zurück in die 80er schicken wollen.
Pfeifenorgeln waren bis zur Einführung im Tyros 5 immer... meeh...
Jetzt finden wir mit den "Cathedral"-Sounds echt Orgeln, die sich ihren Namen verdient haben. Mittels SuperKnob lassen sich verschiedene Register nacheinander zuschalten (Crescendo), bis der Sound in einem großen Tutti mündet.

Insbesondere der EDM-Bereich ist nun auch neu abgedeckt, das Instrument liefert Material mit, welches sich zum produzieren aktueller Hits eignet, ein Privileg, welches man vorher eigentlich nur von der Fantom-Reihe (Roland) kannte.

Durchweg findet man für jeden Anspruch einen guten Sound, dank AWM2-Engine (AWM ist bereits Ewigkeiten vom MOTIF und seinen Ablegern bekannt) besteht die Möglichkeit, diverse Parameter zu steuern, wahlweise über Taster oder Regler. Der neue "SuperKnob" erlaubt es, multiple Parameter gleichzeitig zu steuern, was dem Anwender noch mehr Ausdrucksmöglichkeiten bietet!
Ich habe das blinken von dem Ding aber abgeschaltet, mir ging das auf den Sack.

Es lassen sich übrigens über Yamaha, aber auch Fremdanbietern, weitere Sound-Sets, so genannte "Libraries" erwerben. Der MODX verfügt über 1GB Speicher für User-Zeugs, darunter auch importierte Waveforms, welche nach dem hochfahren des Instruments sofort zur Verfügung stehen. Das, in meinen Augen fummelige "in den FlashRAM kopieren" eines MOTIF XF ist damit passé!

Dank kostenlosem "Soundmondo" ist es übrigens möglich, problemlos eigene Sounds mit anderen Usern zu teilen oder deren Kreationen auf dem eigenen Instrument zu speichern. Eine großartige Community-Lösung zum bequemen, unkompliziertem Austausch von Sounds.

Fazit:
Der MODX erfüllt seine Rolle als Musik-Synthesizer hervorragend. Eine sinnvoll ausgedünnte Version des Montage in einem sehr! kompakten Ausmaß und einer recht simplen Bedienung, kurz gesagt, ein sehr komplettes Instrument seiner Klasse. Die bekannten Yamaha-Sounds gepaart mit neuem Content, einer fabelhaften DAW-Integration, problemlosem Sample-Import, einem vollständigen Audio-Interface und jeder Menge Möglichkeiten lassen den MODX zu einem guten Gesamtpaket abrunden.
Wer wenig Wert auf einen vollständigen Sequenzer mit entsprechender Übersicht, sowie einem Sampler, legt, sollte sich das Teil mal genauer anschauen!

+ Sehr kompakte Ausmaße u. Gewicht
+ Sämtliche Sounds aus dem Montage vorhanden
+ 1:1 kompatibel zu früheren Modellserien
+ AWM2 und FM-X-Engine
+ Eingebautes USB-Audio-Interface
+ DAW-Remote und Support gängiger DAWs
+ Inkl. Cubase AI
+ Sample-Import
+ Gute Sound-Auswahl mit wenigen negativen Ausreißern
+ Intuitive Bedienung via Touchscreen
+ Unterstützt Soundmondo
+ Vernünftige Tastatur...

-... ohne Aftertouch und mit etwas undefiniertem Druckpunkt (MODX6/7)
- Piano-Sounds müssen noch im Bereich Velocity angepasst werden (wenig durchsetzungsfähig, Workaround siehe YouTube)
- Kein eingebauter Sampler
- externes Netzteil
- Gehäuse aus Kunststoff, weniger robust
 
Was Du leider gar nicht erwähnt hast ist...der Pattern Mode den es bereits am Motif XS/XF gab. Gott sei Dank hatte Yamaha den ja in einem späteren Update wieder mit integriert. Und der hat durchaus sehr gutes Potential um hervorragend zu improvisieren oder auch komplette Songs zu erstellen, wobei man dann die Songs in einzelne Pattern (Intro, Strophe, Refrain etc.) aufteilen und dann stundenlang darauf "herum hacken" kann indem man die einzelnen Pattern immer wieder loopen lässt. Man kann auch ein Midifile quasi "zerschnippeln" und in einzelne Pattern aufteilen. Und dann hast Du die Möglichkeit auch das Midifile entsprechend im Ablauf zu steuern. Brauchts also den Refrain eines Files mehrmals, dann einfach das entsprechende Pattern mehrmals loopen lassen.
Für mich persönlich war schon am Motif der Pattern Mode das genialste Feature überhaupt.

Und ebenfalls zu erwähnen wäre, dass mit den so genannten Multi Performances quasi so etwas ähnliches vorhanden bzw. selber programmierbar ist, wie ein Style eines Arranger Keys. Hier kann unter anderem bis zu 8 Parts/Sounds mit je einem eigenen Arpeggiator ansteuern und das klingt dann schon mal eben fast wie ein Style. Wer wissen will wie das klingt....in meinen beiden Playlists bei YouTube in Sachen Motif XS/XF findet ihr hunderte Demos dahingehend.



Beispiel hier ein von mir selbst erstelltes Pattern mit dem man stundenlang herum spielen kann. Leider is die Video Qualität nich grad der Hit denn damals hatte ich noch so meine Probleme mit meiner ollen Digicam die nich grad gute Videos gemacht hat.

 
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