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Uli will´s wissen: Behringer Deepmind 12https://thumbs.static-thomann.de/thumb/bdbmag

Mr.Tyros

Extremer Schreiberling
Ich glaube, neben "KORG ist geiler als Yamaha" und "Strat ist nix für Metal" gibt´s nur noch ein Thema, wo die Musikwelt immer 2 Fronten auffährt:
Behringer ist gut oder Grütze...

Vor einiger Zeit machte das Gerücht, Behringer würde einen Synthesizer auf den Markt bringen, viel Tamtam im Musikbereich und dann war er da: Der Deepmind 12, Behringers erster Synthesizer überhaupt!

Gestern bekam ich vom Musikhaus meines Vertrauens den Anruf, es sei ein Gerät eingetroffen, welches heute schon wieder weg ist und da ich die Kiste immer mal sehen wollte, hieß es:
Nadine ins Auto, ich nach Kiel, ab da hin und kurz angetestet.
Das ganze war recht spontan, daher gibt´s keine Soundbeispiele, denn Lautsprecher hat der Deepmind 12 nicht.
Als Anschauungsobjekt kann ein Foto aus dem Netz allerdings alles beantworten:

DeepMind12-large.jpg

Bevor wir ins Detail gehen, ein paar Fakten zum äußeren:
Der Deepmind 12 wirkt für den Namen Behringer erstaunlich solide, ist aus Metall gebaut und hat Seitenteile aus Holz, was dem ganzen Gerät einen richtig schicken Retro Look verleiht! Die Tastatur umfasst 49 Tasten in Normalgröße, welche Velocity und Aftertouch liefern und lässt sich richtig gut spielen, kein Vergleich zu denen aus den Masterkeyboards!
Einen Ticken besser als die eines MoXF6 würde es treffend beschreiben!
Die Spielhilfen, also Pitch und Modulation lassen sich hingegen etwas schwergängig bedienen, dieser "Fehler" ist auch schon bekannt und dämpft das Gefühl ein wenig, denn präzises Bending, wie z.B. im Solo von Rosanna MUSS einfach vonstatten gehen können.
Die Rückseite wartet mit einem USB-Anschluss zur Kommunikation mit einem Rechner oder iOS Gerät samt Editor, einem MIDI-Trio, einen Anschluss für Sustain und Schweller, Kopfhörer und natürlich Stromanschluss und Audio OUT auf.

Der Deepmind 12 ist ein Synthesizer, welcher optisch und vom Klang her am Roland Juno 60 abkupfert äußerlich aber eher dem Prophet von Dave Smith ähnelt, dazu allerdings eine eigene Würze mitbringt.
Von Links nach Rechts ist das Bedienfeld, welches übrigens sehr aufgeräumt und mit vielen Schaltern und Reglern auf kreative Bastler wartet, logisch und nach bekannten Regeln aufgebaut:

Den Arpeggiator finden wir ganz links. Hier gibt´s die Standardkost, wie man sie aus jedem Arpeggio kennt, nix besonderes also.
Der Sequenzer ist keiner im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Arpeggio-Baukasten, um z.B. Filterverläufe oder Switches zu triggern, also ein sehr nettes Feature.
Über die PolyChord Funktion lassen sich, wie bei der Roland Fantom-Serie ab Fantom S, Akkorde auf eine Taste legen.

2 LFO´s, die mit bekannten Wellenformen bewaffnet und in Rate und Delay verstellt werden können, bilden das Gerüst für allerlei Sounds.
2 DCO´s, also digitale Oszillatoren, warten dann auf den Befehl, den Sound so zu formen, wie man es gern hätte.
Hier gibt´s also nichts besonderes, was man woanders nicht schon kennt

In der Mitte thront ein gut lesbares Display.
Das tolle: Jede Veränderung wird hier grafisch dargestellt! So finden auch absolute Neulinge recht schnell heraus, was was ist, wie was funktioniert und welche Auswirkungen es hat! Es ist eine großartige Hilfe für Einsteiger, aber auch für Profis!

Neben der normalen Bank-Steuerung finden wir die Poly-Section, in der wir ein bewusstes Verstimmen einzelner OSC untereinander einstellen können und so mit recht wenig Mitteln einen Supersaw-OSC nachahmen oder unserem Spiel einfach nur ein bisschen Fett einmischen.
Mit je einem 2-Pass und einem 4-Pass Filter passen wir unseren Klang noch etwas an, bevor wir ihn durch einen VCA oder Hochpassfilter nachbearbeiten, um ganz am Ende noch die Hüllkurve anzupassen.

Die Bedienung geht zügig und logisch von der Hand, eventuelle Untermenüs findet man durch einen Druck auf die entsprechende Taste in der gewünschten Sektion. Durch lange Listen blättern wir uns also nicht mehr!

Wahlweise können im Anschluss noch Effekte dazu gemischt werden, Behringer hat hier Technik seiner Untermarken Klark Teknik und TC Electronic verbaut, was man auch definitiv hört!
Im Vergleich zu den Mischpulten also WELTEN!

Der Klang ist gemessen daran, dass die Kiste um die 1.100€ kostet, erstaunlich warm und flexibel. Es lassen sich ohne Umwege warme Pads erstellen, aber auch fette, dicke Lead-Sounds und Signature-Sounds vergangener Ären sind hier definitiv machbar!
Da die Kiste virtuell analog ist, hat man doch vermutlich immer den sterilen 440Hz-Brei, oder?
NEIN!
Denn der Deepmind 12 verfügt über einen so genannten Parameter-Drift bzw. OSC-Drift, welcher komplett Random gesteuert eine leichte Schwebung und Ungenauigkeit der LFO´s und DCO´s provoziert und so extrem gut an den alten, abgenutzten Technik-Kram vergangener Jahrhzehnte anknüpfen kann!

Fazit:
Es ist schwierig, den Deepmind 12 in eine feste Richtung zu packen.
Es gibt einfach keine wirkliche Alternative im Preissegment. Arturia liefert Synthesizer mit weniger Umfang, der Gaia von Roland wird gerne verpönt...
Für alle Fans von Synthesizern und solche, die sich so ein Baby für die Bühne zulegen wollen oder einfach mal reinschnuppern wollen, ist der Deepmind 12 bestens geeignet. Einfach zu bedienen, hochwertig verbaut und im Klang lässt er nichts vermissen, was man woanders jetzt suchen müsste.

Waschechte Geeks, die jeden Draht eines Moog auswendig kennen, werden hier eher weniger gut bedient sein, dafür fehlt am Ende vermutlich die analoge Schaltung.
Wer darüber hinweg sehen kann und eine gute und vor allem preiswerte Möglichkeit sucht, ein wenig in die Welt der Synthesizer einzusteigen, ist beim Deepmind 12 genau an der richtigen Adresse, denn einfacher und besser kommt man bei diesem Preis nicht besser an!

+ Hochwertige Verarbeitung
+ optisch sehr ansprechend (Juno 60/Dave Smith Prophet)
+ Einfach zu bedienen
+ logischer Aufbau
+ Untermenüs einfach aufzurufen
+ Display mit vielen übersichtlichen Darstellungen
+ Für den absoluten Neuling gedacht
+ Sehr analoger Sound mit viel Wärme und Authentizität
+ Parameter Drift für random gesteuerte Verstimmung zur Nachahmung von alter Synthese
+ Klein und kompakt
+ sehr faires Preis Leistungsverhältnis
+ Editor zur einfachen Steuerung via PC und iOS

- Pitch-Kontrolle recht schwergängig
- Display in der Helligkeit nicht regelbar, kann auf dunklen Bühnen blenden
- Bei langem Betrieb durch Ventilator im Gehäuse nicht lautlos
 

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Zumindest gibt´s keine Alternative im Preissegment.
Die Minibrute/Microbrute kosten weniger, bieten aber auch weniger, die Prophet 6-Kisten bieten ähnlich viel, kosten aber das doppelte.
So ist es ein richtig guter Mittelweg aus Mittelklasse und Oberklasse.

Zumindest als Ergänzung.
Wer sein Setup um einen Synthie erweitern will, kann hier echt nichts falsch machen, wer jedoch ein Setup aus waschechten Synthies will, der ist ganz klar falsch
 
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