Keyboarderforum by Musiker Lanze

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Boss GT-1 - das Schweizer Taschenmesser für´s Rupfcello

Mr.Tyros

Extremer Schreiberling
(Rupfcello--> Gitarre)

Wer eine E-Gitarre spielt, benötigt irgendwann in der Signalkette einen Verstärker, ansonsten ist´s nix mit :2headbang:

Verstärker gibt´s in zig Varianten. Röhren, Transistor, Modeling, Hybrid-Geschichten, dann noch als Standalone-Topteil ohne Box, mit Box...

Für einen kleinen Auftritt ist dies manchmal echt zu viel.

Was, wenn ich euch sage, dass es diese ganzen riesigen Anlagen im iPad-Format gibt? Ohne fette Boxen, ohne riesen TamTam?

Der Boss GT-1 ist ein sogenanntes Multieffektgerät und gehört zur Kategorie Bodentreter (liebevoll auch "Tretmine" genannt), liegt also den ganzen Tag auf dem Boden und macht aus einer leisen Gitarre das, was man erwartet.

Ein paar Eckdaten:
Der GT-1 kostet je nach Shop um die 180€ und stammt aus dem Hause Boss, angeblich eine Untermarke von Roland, zumindest sind sehr viele Parallelen zu Boss-Instrumenten und Roland-Instrumenten zu finden, nicht nur optisch.

Das Effektgerät kann wahlweise mit 4xAA Batterien, die beiliegen, oder mit einem externen Netzteil, betrieben werden.
Die Unterseite ist aus einem schlagunempfindlichen Kunststoff gefertigt, die Oberschale besteht aus Metall/Aluminium, die Bedienelemente sind aus hochwertigem Kunststoff hergestellt:

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Auf der Rückseite gibt´s wie üblich einige Anschlüsse:

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Neben dem obligatorischen Input für die Klampfe, gibt´s einen Kopfhörerausgang, einen Line-Ausgang sowohl Stereo als auch Mono, einen Einschleifweg für externe Quellen, z.B. CD-Player oder Handy, einen USB-Anschluss für Rechnerkommunikation (siehe unten), sowie dem Anschluss für einen weiteren Fußschalter oder einen Schweller.

Der GT-1 kann wahlweise direkt an ein Mischpult angeklemmt, oder aber in den Effektweg vor einem richtigen Verstärker eingespeist werden, dies kann im Menü schnell eingestellt werden.

Weder USB-Kabel noch Netzteil liegen bei, das ist etwas dürftig und schade, dass Boss hier gespart hat. Zum Glück liegen Batterien bei und ein USB-Kabel dürfte sicherlich jeder daheim irgendwo liegen haben.

Die Input-Buchse fungiert gleichzeitig auch als Schalter, sobald ein Kabel eingesteckt ist, schaltet sich das Gerät ein.
Nach kurzer Ladezeit kann man auf dem Display alle nötigen Parameter ablesen.
Es handelt sich hierbei um ein 2-Farben Display in schwarzweiß, welches sich auch in der Dunkelheit gut ablesen und im Kontrast eingestellt werden kann:

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(ein gelbliches Display wäre eventuell noch etwas besser gewesen, aber dieses tut es vollkommen)

Wie jeder Bodentreter, hat der GT-1 diverses Zeugs seit Werk an verbaut.
Genau genommen gibt es 99 fertige Programme und 99 User-Programme, welche im Urzustand mit denen aus dem Preset-Bereich belegt sind, aber jederzeit überschreibbar sind.
Wer nicht lange basteln will, kann im EASY-Modus direkt loslegen.
Ein übersichtlicher Browser erleichtert das auffinden von geeigneten Setups, welche nach Genre und Kategorie (Metal, Rock, Country...) sortiert werden können:

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Die Bedienung erfolgt dabei ausschließlich über die 3 Endlos-Drehregler. Von links nach rechts steuert jeder Regler die entsprechende Funktion auf dem Display, in diesem Falle übernimmt also der linke Regler den Parameter "SORT/TYPE", der mittlere "CATEGORY" und der rechte "SELECT"

Diese Bedienung zieht sich durch das ganze System und ist nach einiger Zeit verinnerlicht.

Im so genannten EASY EDIT Menü kann das gewählte Preset schnell und einfach editiert werden, indem die wichtigsten Parameter verändert werden können, ohne tief in die Materie einsteigen zu müssen:

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Die ist für den Neuling sehr einfach gelöst, aber mag auch dem Profi, der nicht viel basteln will, entgegen kommen.

Natürlich steht auch ein komplexer Modus zur Verfügung
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Dieser erlaubt nicht nur, jeden einzelnen Effekt in der Kette auszuwählen, sondern auch seine Stellung zu verändern (Kompressor VOR die Zerre, Hall VOR Delay, Delay NACH Reverb ...) bzw. seine Parameter anzupassen, darunter für jeden Effekt typische Parameter wie Gain, Depth, Rate, aber auch den EQ.

Unterhalb des Displays sind verschiedene einzelne Effekte bereits als Button vorhanden, sodass man im laufenden Betrieb schnell einen oder mehrere aktivieren bzw. deaktivieren kann, hält man einen Button gedrückt, so kann man direkt seine Parameter anpassen.

Bei jedem Bodentreter dasselbe:
Ob die Presets gefallen, ist immer eine Sache des Anwenders, sie liefern allerdings einen guten Querschnitt aus dem, was die Kiste kann.
Puristen toben sich auf 99 Speicherplätzen aus und kreieren ihre eigenen Setups.

Dank verwendeter CASM-Engine klingen Amp-Simulationen sehr authentisch, Effekte wie Chorus oder Delay liegen ebenfalls in guter Qualität vor und können das Klangbild dieses kleinen Teils gut abrunden, sodass es auch auf der Bühne daheim sein darf :lächel:
Da ich mich selbst nicht als guten Gitarristen sehe, erspare ich euch ein paar schlechte Klangbeispiele und verweise mal auf diese Demo von Bonedo :lächel:
PS: Die akustische Simulation ist wirklich mehr als nur brauchbar!

Die 3 Taster am unteren Ende werden per Fuß bedient und schalten einerseits die Patches, also Setups, zurück oder weiter oder dienen zur Steuerung des Loopers, denn der GT-1 kann bis zu 32 Sekunden aufnehmen, und abspielen, dabei auch im Overdub-Modus bereits bestehende Spuren ergänzen.
Mit einem Expression-Pedal, welches ebenfalls verbaut ist, können Parameter wie WahWah, Effektstärke oder Lautstärke individuell eingestellt werden, wobei der Regelweg dieses Pedals sehr klein ausfällt. Wer viel mit Pedal spielt, sollte hier einen Schweller anschließen!

Ein eingebautes Stimmgerät rundet das Angebot sauber ab. Die Genauigkeit des Tuners würde ich auf eine Stufe mit den ganzen günstigen Stimmgeräte von KORG und Co setzen, die man für knapp 10€ bekommt. Eine extreme Genauigkeit im Cent-Bereich findet man hier nicht, aber eine schöne Ergänzung zum Einstieg!

Highlight ist aber die nahtlose Rechnerkommunikation!
Auf der Boss-Homepage gibt es eine kostenlose Software für Windows und OS zum Download.
Nach der USB-Verbindung kann nun bequem am PC jedes Preset nach eigenen Wünschen angepasst und abgespeichert werden!
Ist der PC mit dem Internet verbunden, kann direkt auf das Boss Tone-Central zugegriffen werden.
Dies ist eine Datenbank von vorgefertigten Presets, die Künstler, darunter Steve Lukather, Gus G, Rafael Bittencourt Gundy Keller... bzw. externe Bastler, angefertigt haben.
Mit einem Mausklick werden diese zum Testen an das GT-1 geschickt, ohne jegliche Wartezeit oder Download.
Gefällt einem das Setup, kann es sofort im USER Bereich abgespeichert werden!
Auch eine Anordnung der Setups ist am PC schnell erledigt!

Fazit:

Der GT-1 ist ein sehr solides Effektgerät, welches jedem Gitarristen das gibt, was er benötigt. Wem die Presets nicht zusagen, bastelt sich selbst welche oder lädt kostenlose aus dem Internet.
Die Klangqualität ist mehr als nur zufriedenstellend und lässt eigentlich keine Wünsche offen, wer keine Lust auf basteln hat, kann Setups ebenso schnell wie einfach anpassen, wer gerne jedes Schräubchen dreht, darf dies hier ebenso tun.
Der Sound ist auf jeden Fall dem Preis angemessen.

Eine vorbildliche Kommunikation mit einem PC, der dazugehörigen kostenlosen Editier-Software erleichtert die Arbeit ungemein, doch ist das GT-1 auch ohne Rechner bestens bedienbar.

Die Verarbeitung ist sehr hochwertig, die Bedienung nach einiger Zeit einfach.
Das eingebaute Stimmgerät tut, was es soll, der Looper ist eine nette Dreingabe, doch sind 32 Sekunden etwas knapp bemessen, dafür kostet die Kiste keine 200€.

Sehr schade ist das fehlen eines Netzteils, sowie USB-Kabels. Der Regelweg des Pedals sind sehr klein ausgefallen, weshalb ich Profis rate, hier einen anderen Schweller anzuschließen. Die Pedale von Boss gelten nicht nur unter Gitarristen als unverwüstlich, auch Jordan Rudess hat Boss als Tretmine am Keyboard im Einsatz.

Für den Preis aber eine tolle Kiste :lächel:

+ hochwertige Verarbeitung
+ sehr kompakt
+ Batteriebetrieb möglich
+ universeller Sound von akustisch über clean bis zu Heavy Metal
+ 99 vorgefertigte Setups
+ 99 User-Speicherplätze
+ Tuner eingebaut
+ Looper mit Overdub-Funktion
+ einfache Bedienung
+ EASY-Modus für schnelles und unkompliziertes Editieren
+ gutes Preis-Leistungsverhältnis
+ klar ablesbares Display
+ dank Software (kostenlos aus dem Internet) einfach und bequem programmierbar
+ Boss Tone-Central zum sofortigen und kostenlosen Austausch von erstellten Setups

- USB-Kabel und Netzteil liegen nicht bei
- Regelweg des Expression-Pedals sehr klein (zu klein)
- nur 32 Sekunden Loop-Zeit
- kein richtiger On/Off Schalter
(-Presets) Hier scheiden sich die Geister, die einen (ich) sage hui, manche wollen sofort eigene erstellen
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Danny,

danke für den Bericht.

Hab das Boss ME 25 (Einsteigergerät), aber ich denke mit der Marke kann man nicht viel falsch machen.

Gruß Rico
 
Danke auch vom Lanze für den wieder mal sehr guten Testbericht.
Ich sehe es auch so wie der Rico...hatte selber früher den Boss ME25 und später auch noch den ME70. Beides für "Saiten Quäler"sehr gute Teile in Sachen Preis/Leistung.
 
Ich habe jetzt ein paar Nächte (ich bin eine Nachteule) mit dem Schätzchen verbracht und bin nach wie vor positiv überrascht, was für das Geld möglich ist :lächel:

Ich nutze fast ausschließlich Clean-Presets, nur den ein oder anderen leicht angezerrten Sound aus der härteren Ecke, mehr nutze ich momentan nicht.

Sehr schön ist eine Funktion, Setups auszutauschen, so kann man sich oft benutzte Setups so hintereinander legen, wie man mag, ohne dabei welche Überschreiben zu müssen!

Die Sounds sind sehr vom verwendeten Instrument abhängig, eine Stratocaster klingt eben heller und höhenreicher als eine Les Paul, die fetter und druckvoller klingt.
Das Preset "Hi Gain Stack" z.B. eignet sich bei einer Paula sehr gut für AC/DC-Songs, während es bei einer Strat und Steg-Pickup schon viel zu höhenreich klingt und fast in den Metal-Bereich reicht.

Für waschechten Metal hingegen fehlt hier und da ein bisschen Prise, in Verbindung mit einem richtigen Amp oder weiteren Tretminen dürfte es sich aber schon zusammenstellen lassen, die Kernkompetenz im Standalone-Betrieb ist es aber nicht.

Wie bei allen Tretminen zu Beginn übrig, wird man mehr Zeit beim Programmieren, anstatt beim Spielen verwenden, das Kistchen liegt auf dem Stuhl oder ist am PC angeklemmt und wird solange bearbeitet, bis man eine vernünftige Anzahl an Settings hat.

Ein Editieren on the fly ist nicht möglich, da die dafür nötigen Bedienelemente zu klein geraden sind, so lassen sich einzelne Glieder in der Signalkette nicht mal eben so beim Spielen muten/aktivieren, zumal der CTRL-Taster mit nur einer Funktion belegt werden kann.
Das nötigt dazu, ein Setup in verschiedenen Konstellationen anzulegen, möchte man z.B. Chorus später hinzuschalten UND den Kompressor aktivieren.

Dies würde ich immer am Rechner machen, da die Übersicht hier deutlich besser ist, man direkt sehen kann, welcher Parameter wie Einfluss hat, zudem sind Untermenüs hier komfortabler gelöst.

Die Batterie-Laufzeit betrug bei mir ca. 6h, das mag für kleine Auftritte ausreichend sein, ich rate allerdings dazu, ein Netzteil zu benutzen.
WICHTIG: In diesem Falle bitte keine 2€-Kabel verwenden, damit es nicht durch das Eingebaute Netzteil zum brummen kommt!

Für den Fall tut es dann auch ein 5€ HAMA-Netzteil aus dem nächsten Media-Markt :zwinker:

Etwas störend ist, dass man nur durch das Kabel bestimmt, ob das Gerät ein oder ausgeschaltet ist.
Betreibt man es nur mit dem Netzteil, ist das GT-1 nach dem ausschalten der Stromversorgung aus (nicht ratsam, entspricht dem Prozedere, den PC durch abziehen des Kabels auszuschalten!).

Übrigens:
Auch das einspeisen von Gitarren-Voices, z.B. aus dem Keyboard, lässt das GT-1 als sinnvolle Ergänzung arbeiten.
Hierbei ist darauf zu achten, dass man die entsprechende Voice möglichst im MONO-Bereich sendet, da Effektgeräte für Gitarren keinen Stereo-Eingang im eigentlichen Sinne haben.
 
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