Keyboarderforum by Musiker Lanze

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Das 14. Mitteldeutsche Musikertreffen vom 19.04. bis 21.04.2024 in Tambach-Dietharz. Private Veranstaltung...Teilnahme nur für Foren-Mitglieder

Das Musikertreffen läuft…itˋs Party Time

Viscount Cantorum VI

Mr.Tyros

Extremer Schreiberling
Wisst ihr, was mich richtig sauer macht? Wenn man für einen Test Fotos machen will und dann vom Shop-Besitzer gesagt bekommt, dass man "aus Rücksicht auf die anderen Gäste" keine Fotos machen soll:destroypc:

Naja, der Laden hatte mir auch schon mal einen gebrauchten XF als Neuware verkauft, nun isser endlich unter durch

*Doppelherz einwerf*

So, nun ist alles wieder gut :haha:

Da mein Stamm-Musikladen leider nach langer Zeit schließen musste, musste ich in einen anderen Laden in einer anderen Stadt fahren, einen Laden den ich eigentlich abgeschrieben hatte (lange Story).
Da man dort auch sonst eher seltene E-Orgeln im Showroom findet, habe ich mir aus Interesse mal das Cantorum VI ausgesucht, da es mich schon immer mal gejuckt hat, wie so eine in ein kleines Gehäuse gepresste Orgel wohl klingen mag.
Ich hätte gerne Anschauungsmaterial mitgebracht, allerdings gibt´s u.a. bei Thomann Bilder, die recht gut darstellen, was das Instrument zu bieten hat :lächel:

Das Cantorum VI ist eine in ein Keyboard verfrachtete Pfeifenorgel mit insgesamt 21 Registern (3 Pedal, 7 auf Manual 1, 11 auf Manual 2) sowie 8 Solo-Klangfarben.

Bevor wir ins Detail gehen fällt gleich eine ungewohnte Sache auf: Die Tastatur umfasst 61 Tasten und ist somit nicht ganz an das klassische Vorbild angelehnt, da die meisten Orgeln nur über eine Oktave weniger verfügen
Da es sich allerdings um ein digitales Instrument handelt, kann man natürlich den Tonumfang um eine Oktave erweitern, obwohl man an der richtigen Orgel nur extrem selten über ein 2' Register hinaus geht, Aliquoten ausgenommen.

Das Cantorum VI kommt in einem Kunststoffgehäuse mit Holzoptik daher und passt sich so, im Unterschied zu den normalen silbernen oder schwarzen Keyboards eher dezent in das Bild einer Kirche ein.
Allerdings fühlt sich das Gehäuse etwas labil an, weshalb ich es eher weniger für den Einsatz on the Road einstufen würde.

Über ein handelsübliches Kaltgerätekabel wird das Instrument mit Strom versorgt.

Neben einem MIDI-Duo sowie einem Line-Out-Duo samt Kopfhörerbuchse ist noch ein Anschluss für ein Schwell-Pedal vorhanden, ebenso ein "Pitch"-Regler, der an dem Vorführmodell allerdings defekt war.

Die Oberfläche des Instruments ist klar gegliedert und hat kein Display, welches ablenken würde. Alle nötigen Informationen liefert die Orgel über kleine rote LED´s bzw. die beleuchteten Register.
Hier blendet nix und lenkt vom Spielen ab :lächel:

Über 3 Slider können die Gesamt-Lautstärke, die Balance zwischen Manual I&II, sowie der Hallanteil in Echtzeit geregelt werden.
Über einen Button kann der Spieler aus 7 Stimmungen wählen, darunter gleichschwebende (Equal) oder auch Stimmungen wie Werckmeister oder Kirnberger. Eigene Stimmungen sind allerdings nicht möglich.

Direkt daneben findet man die Todsünde eines jeden Organisten: ein Transposer. Mag zwar ganz nett sein, ohne großes Umdenken die Tonart zu wechseln, allerdings ist es nicht die klassische Art :zwinker:
Mit jeweils 3 Halbtonschritten kann man sich recht flexibel in eine neue Tonart begeben, ohne z.B. das einfache C-Dur aufgeben zu müssen :lächel:

Über den Split Button teilt man die Tastatur in die 2 Manuale ein, der Punkt ist frei belegbar.

Etwas weiter rechts findet man 2 "Orchestral"-Voices für Manual I. Diese Klänge sind z.B. ein Piano, ein Cembalo/Celesta, ein Chor oder Streicherensemble. Ganz nett, wenn man ein wenig Abwechslung braucht, allerdings nicht die Stärke dieses Instruments.

Über ein weiteres Bedienfeld kann man zwischen 4 Intonationen wählen, sowie das Untermanual eine Oktave höher, das Obermanual eine tiefer transponieren lassen.

Daneben findet man 6x2 Buttons zum belegen mit eigenen Dispositionen, so muss man während des Spiels nicht umregistrieren :lächel:

Weiter geht es mit 3 Orchstral-Voices für Manual II sowie einem Sequenzer, den ich aber nicht nötig finde.

Die Disposition teilt sich in 21 Register auf, 3 für das Pedal 7 für Manual I, 11 für Manual II:

Pedal
Prinzipal 16' - Oktave 8' - Gedackt 8'. Das ist ausreichend, allerdings fehlt mir eine Posaune 16', um dem Spiel noch mal ordentlich Feuer unterm Ar*** zu verleihen :traurig:

Manual I
Gamba 8' - Bourdon 8' - Vox Celeste 8’ - Offenflöte 4' - Nasard 2 2/3' - Zimbel 3f. - Trompete 8'
Es handelt sich hier offenbar um ein Schwellwerk, da keine Orgel die schwächeren Register in´s Hauptwerk befördern würde, daher finde ich die Bezeichnung "Manual I" irreführend.
Die Register eignen sich aber gut, um in´s Spiel eingefügt zu werden, gerade die Trompete 8' gibt genügend Druck und Durchsetzungskraft wider, um Lieder, die gerne etwas fetziger klingen dürfen, entsprechend erklingen zu lassen.

Manual II
Prinzipal 16' - Prinzipal 8' - Rohrflöte 8' - Oktave 4' - Spitzflöte 4' - Nasard 2 2/3' - Superoktave 2' - Terz 1 3/5' - Mixtur 4f. - Trompete 8' - Oboe 8' - Tremulant. Ein Terz-Register im Hauptwerk ist mir bislang nicht untergekommen, allerdings bringen gerade die Zungen (Trompete und Oboe) genügend Power mit, um schön fröhliche Lieder ebenso spielbar zu machen.
Der Tremulant sorgt für eine leichte "vibrierende" Klangwiedergabe, lässt sich auch in der Frequenz verstellen :lächel:

Klanglich kann das Cantorum durchaus in einer kleinen Kapelle zur Unterstützung bzw. Überbrückung eingesetzt werden, oder aber ein bestehendes Setup um eine Kirchenorgel erweitern. Zwar handelt es sich beim Cantorum VI noch um die alte Sample-Datenbank ohne Physical Modelling, doch klingen alle Register so, wie sie klingen sollen: Realistisch, wohlklingend und so, wie man es erwartet :lächel:

In Verbindung mit einer PA kann das Cantorum VI also in der Kirche für wohlklingende Musik sorgen, allerdings fehlt im Pedal der nötige Druck, um endgültig der großen Orgel Konkurrenz machen zu können.
Da es keinerlei Koppeln gibt, ist man daher leider etwas beschränkt.
Für einen waschechten Ersatz einer mechanischen oder digitalen Orgel, ist das Instrument daher nicht geeignet.

Fazit:
Jeder, der sein Setup um sakrale Klänge erweitern will oder eine kleine Orgel zum Spaß haben sucht, wird hier ein tolles Instrument finden, welches genau dafür passt.
Alle, die mit dem Cantorum in der Kirche eine vollwertige Orgel erwarten, werden aber leider enttäuscht. Dafür fehlt dem Pedalwerk der nötige Druck z.B. durch eine Posaune oder andere Zungenstimme.
Jedoch kann das Cantorum dem Musiker, der bereits seine Instrumente hat und für den gelegentlichen kombinierten Einsatz für Kirchenmusik etwas sucht, genau das richtige sein.

Die Verarbeitung ist zweckmäßig und sollte sich nicht im harten Bühnenalltag messen müssen, dafür ist das Gehäuse zu labil.
Auf einem festen Platz daheim oder in der Kapelle, bzw. gelegentlich unterwegs, ist das Cantorum VI am besten aufgehoben :lächel:
Ein der Optik angepasster Ständer samt Schwelltritt kann optional erworben werden, ein Basspedal leider nicht. Ob das Instrument mit bestehenden Basspedalen kompatibel ist, konnte ich nicht testen.

+ Realistische Nachbildung einer Sakralorgel
+ 7 Tempramente einstellbar
+ 4 Intonationen
+ Transposer
+ Optisch ansprechend
+ Klar gegliederte Bedienoberfläche
+ Tremulant editierbar
+ Zusätzliche Klangfarben vorhanden
+ Lautstärke, Balance und Hall-Anteil in Echtzeit einstellbar

- ... mit minderer Qualität
- nur mittelprächtige Pedal-Dispo
- etwas schwammige Verarbeitung
- Tastatur etwas zu leichtgängig
 
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